Das MSC Siegel sperrt sich gegen Verbesserungen am Standard und führt den Verbraucher weiter in die Irre

//Das MSC Siegel sperrt sich gegen Verbesserungen am Standard und führt den Verbraucher weiter in die Irre

Das MSC Siegel sperrt sich gegen Verbesserungen am Standard und führt den Verbraucher weiter in die Irre

Pressemitteilung

Im Januar 2018 veröffentlichte Sharkproject gemeinsam mit 65 Organisationen und Wissenschaftlern einen Offenen Brief an das Marine Stewardship Council (MSC). Mit sieben Kernforderungen wurde das MSC aufgerufen, sein Zertifizierungsverfahren zu verbessern und so wieder zu einer echten Alternative für Verbraucher zu werden, die an nachhaltig gefangenen Fischprodukten interessiert sind.

Die sieben Kernforderungen der Unterstützer sind:

  • Die gesamte Auswirkung der zu zertifizierenden Fischerei auf das marine Ökosystem ist zu betrachten.
  • Alle Fangaktivitäten einer Fischerei für die Zielspezies müssen im Rahmen der Bewertung betrachtet werden.
  • MSC-zertifizierte Fischereien dürfen nicht zur Zerstörung der Artenvielfalt der Meeresböden beitragen.
  • Die zur Zertifizierung der Fischerei verwendeten Daten müssen transparent und überprüfbar sein.
  • Auflagen für die Zertifizierung einer Fischerei müssen vor der ersten Re-Zertifizierung vollständig erfüllt sein.
  • Die Zertifizierungsagenturen müssen wirtschaftlich von der zu zertifizierenden Fischerei unabhängig sein.
  • Der MSC muss die Nachhaltigkeitsziele proaktiv und wissenschaftsbasiert überprüfen und aufrechterhalten.

Trotz dieses Aufrufes, der weltweit Beachtung gefunden hat und auch vom WWF Deutschland in einer Pressemittelung unterstützt wurde, hat der MSC bisher keine Änderungen implementiert oder angekündigt. Im Gegenteil, noch weitere, keineswegs nachhaltige Fischereien erhielten das blaue MSC Siegel. Stellvertretend sollen hier nur drei besonders erschütternde Beispiele genannt werden:

  • Die PNA – Thunfischfischerei im westlichen Zentralpazifik (Parties to the Nauru Agreement) wurde re-zertifiziert, obwohl auf ihren Schiffen das Finning von Haien nachgewiesen wurde. Diese Missstände wurden im Oktober nochmals in einem offenen Brief von 45 Umwelt- und Artenschutzorganisationen kritisiert,  den  auch  Einzelhändler  und  sogar  Fischereien mitgezeichnet haben.
  • Hoki-Fang in Neuseeland wurde erneut zertifiziert: Trotz nachgewiesenen illegalen Praktiken wie Rückwürfen, Fang in Brutgebieten und falschen Angaben von Fangmengen, sowie unzuverlässigen Angaben zum Beifang an bedrohten und geschützten Arten wurde die Hoki- Fischerei erneut als nachhaltig zertifiziert. Der NABU und die NABU International Naturschutzstiftung stiegen aus dem Zertifizierungsprozess aus, nachdem sie „diese Missstände gegenüber der Zertifizierungsagentur im Rahmen des MSC-Prozesses umfangreich deutlich gemacht hatten.
  • Erstmals in der Geschichte des MSC wurde eine Fischerei zertifiziert, die im offenen Ozean mit umhertreibenden Flössen (FADs = fish aggregating devices) Fischschwärme anlockt. Die spanische Echebastar erhielt für eine Flotte im Indischen Ozean das MSC Siegel, obwohl sie neben dem zu zertifizierenden Echten Bonito große Mengen an Gelbflossenthunfisch und Seidenhai gefangen hat. Im Jahr 2016 wurden dabei mit nur fünf Schiffen fast 8.000, zumeist junge und noch nicht geschlechtsreife Seidenhaie gefangen. Auch der formelle Einspruch von

Sharkproject, International Pole & Line Foundation (IPNLF) und dem WWF gegen die Zertifizierung blieb erfolglos. Als klar wurde, dass es keine unabhängige und wissenschaftlich basierte Entscheidung geben würde, stiegen Sharkproject und die IPNLF sogar vorzeitig aus dem Verfahren aus.

Diese Beispiele zeigen, dass es grundsätzliche Änderungen in den Anforderungen an und die Durchführung einer Zertifizierung geben muss, wenn das MSC-Siegel für den Verbraucher wieder zu einer echten Hilfestellung werden soll. Die Verbraucher sind sich einig: Nachhaltige Fischerei darf nicht den Tod von Delfinen, Haien, Meeresschildkröten, Walen und anderen bedrohten und geschützten Tierarten oder die Zerstörung empfindlicher Lebensräume im Meer nach sich ziehen. Dies haben die überwiegende Mehrheit der europäischen Verbraucher in einer von YouGov Germany durchgeführten Verbraucherumfrage bestätigt.

Deshalb hat sich Sharkproject gemeinsam mit den Unterzeichnern des Briefes und weiteren Organisationen/Wissenschaftler zur Koalition „Make Stewardship Count“ zusammen-geschlossen. Bis heute ist diese Allianz auf 82 Mitglieder angewachsen. Ziel der Koalition ist es, im Rahmen der jetzt anstehenden Überprüfung der MSC-Standards unsere Forderungen in einem offenen und transparenten Prozess mit allen Beteiligten zu diskutieren und Verbesserungen gemeinsam umzusetzen. Der MSC ist aufgerufen, diesen offenen Prozess zu ermöglichen.

Hierbei bittet Sharkproject als Mitglied der Koalition alle an einer nachhaltigen Fischerei und der Zukunft unserer Meere Interessierten um ihre Mithilfe. Im November hat die Koalition in einem offenen Brief die großen Einzelhändler in Europa- und Weltweit aufgerufen, ihre Forderungen im Sinne ihrer Kunden zu unterstützen. „Erste Einzelhändler sind unserer Bitte bereits gefolgt, und wir hoffen, dass noch mehr verantwortungsvolle Händler und auch die Fischereibetriebe dies tun werden“ sagt Iris Ziegler, für die Internationale Koordination bei Sharkproject verantwortlich und Mitglied des Steuerungsteams der Koalition.

Ob durch die im Jahr 2019 beginnende Überprüfung des MSC-Standards das blaue Siegel wieder zu einer vertrauenswürdigen Alternative für den Verbraucher werden kann, hängt entscheidend von der Offenheit des MSC ab, sich mit den Forderungen der Kritiker konstruktiv auseinanderzusetzen.

Die öffentliche Kritik und Berichterstattung zur aktuellen Zertifizierungspraxis des MSC wird immer lauter. Auch die Verbraucher empfinden den jetzigen Standard als nicht nachhaltig und zweifeln die Unparteilichkeit des Zertifizierungsprozesses genauso an wie wir. Eine kritische Berichterstattung der anstehenden Überprüfung und notwendigen Verbesserung ist ein wesentlicher Meilenstein für eine zukünftig wirklich nachhaltige Fischerei und damit für die Zukunft unserer Ozeane.

Sharkproject International e.V. 15. Januar 2019 Kontakt:

Dr. Iris Ziegler

E-Mail: i.ziegler@sharkproject.org

Sharkproject International e.V. Ottostraße 13

63150 Heusenstamm

Telefon: +49 6104 670984

2019-01-22T15:43:49+00:00January 15th, 2019|Categories: press release|